Großartig buntes Starterfeld beim Grande Finale der Austrian Rallye Challenge in Dobersberg: Gerald Rigler gibt seine WRC-Premiere im Staatsmeisterboliden. Im ARC-Showdown kommt es zu einem ungleichen Duell zwischen "David" Michael Kogler und "Goliath" Daniel Fischer aus Ungarn. 71 Teams haben sich angemeldet - mit WRC, R5, S2000, Gruppe N, Gruppe H, R2, R3, Historische bis hin zur M1 sind fast alle Kategorien vertreten…
Fotos: Harald Illmer
Der Vorjahreserfolg der Herbstrallye Dobersberg ließ die Nennungen gehörig eintrudeln – und so kann sich die Austrian Rallye Challenge Association (ARCA) auf ein spannendes Saisonfinale der Austrian Rallye Challenge (ARC) freuen.
Am Samstag, den 8. Oktober werden insgesamt 71 Teams mit Pilotinnen und Piloten aus sechs Nationen an den Start gehen. Eine bunte Mischung – schließlich zählt die Rallye zur ARC, ART (Austrian Rallye Trophy für jüngere Fahrzeuge), JARC (Junior-ARC), ORC (Österreichischer Rallye Cup), HRC (Historischer Rallye Cup) und zur Niederösterreich Rallye Trophy.
HRC: Elf Historische heizen die Stimmung auf
Wie immer werden die historischen Boliden die Prüfungen eröffnen – elf Teams haben sich angekündigt. Sie alle starten in der Division 2 des Historischen Rallye Cups, die Herbstrallye ist der vorletzte Saisonlauf des HRC.
In der Division 2 führt Gerhard Fragner im Mazda 323 BG 4WD mit 59 Punkten die Tabelle an, Lancia-Pilot Günther Königseder liegt mit 45 Zählern auf Platz zwei, gefolgt von Norbert Tomaschek im Volvo 740, der 35 Punkte auf seinem Konto stehen hat. Einer der drei Genannten wird wohl den Pokal gewinnen...
Denn Kurt Göttlicher, sonst das „Enfant Terrible“ des HRC, der in seinem Ford Sierra Cosworth sogar schon einmal beinahe ARC-Champion geworden wäre, konnte heuer erst ein einziges Mal Punkte gutschreiben lassen, mit den 26 in Zwettl eroberten Zählern wird sich der Pokalsieg ganz sicher nicht mehr ausgehen. Direkt vor ihm startet Christian Gunzinam in einem wunderschönen und selbst aufgebauten Porsche 944 Turbo.
Rigler im WRC: „Ich fahre, um Spaß zu haben!"
Mit Startnummer drei wird ein blaues World Rally Car auf die Prüfungen stürmen – es ist das von Zellhofer Motorsport eingesetzte Staatsmeisterauto von Hermann Neubauer! Doch am Steuer des Ford Fiesta RS WRC wird diesmal weder der Salzburger noch Teamchef Max Zellhofer sitzen, sondern ARC-Haudegen Gerald Rigler und dessen Stammcopilot Martin Rossgatterer.
Als einziges WRC gilt Rigler selbstverständlich als klarer Siegkandidat und Topfavorit. Ob das Druck erzeugt? In seiner bekannt unaufgeregten Art antwortet Gerald Rigler lapidar: „Das ist mir wurscht! Ich fahre, um Spaß zu haben – mal sehen, wie sich dieses Auto fährt.“ Einen Test wird es im Vorfeld nicht geben, lediglich ein kurzer Rollout ist vorgesehen, um sich an das neue Fahrzeug zu gewöhnen. Rigler verrät: „Max hat mir gesagt, dass das World Rally Car sogar einfacher zu fahren sei als ein S2000.“ Mit seiner sympathisch-simplen Herangehensweise („Einfach Gas geben“) hat Rigler bereits beim Umstieg vom Gruppe N-Mitsubishi auf ein S2000-Fahrzeug Flexibilität bewiesen und sich schnell im neuen Arbeitsumfeld zurechtgefunden. Rigler nickt: „Der Umstieg ist mir nicht schwergefallen – daher sehe ich auch den Umstieg auf das WRC relativ entspannt. Ein WRC hat zudem mehr Drehmoment, was hilfreich ist.“
Welche Fahrer könnten halbwegs mit dem Rigler-WRC mithalten? Vorjahressieger Franz Sonnleitner fehlt heuer ebenso wie der damals zweitplatzierte Christian Schuberth-Mrlik. Mitsubishi-Pilot Martin Fischerlehner lag bei der Dobersberg-Premiere vor der letzten Prüfung in Führung, verlor diese nach einem Abflug – rein technisch betrachtet hat der frühere Radrennfahrer keine Chance auf den Gesamtsieg. Am ehesten noch der Deutsche Martin Koch im Skoda Fabia S2000, er wurde im Vorjahr Dritter, lag am Ende 6,6 Sekunden vor Rigler, der im Vorjahr jedoch mit einem suboptimal laufenden Peugeot 207 S2000 zu kämpfen hatte…
Mit Walter Mayer wird auch die topmoderne R5-Klasse im Starterfeld vertreten sein - zuletzt jedoch, beim ORM-Lauf in Liezen, lief auch sein Peugeot 208 T16 R5 nicht so, wie es sich der frühere Rallycross-Barde vorstellen würde…
Das große ARC-Duell: „David“ Kogler gegen „Goliath“ Fischer
Nach Walter Mayer startet bereits der Führende der ARC-Tabelle – der Ungar Daniel Fischer wäre bereits im Vorjahr beinahe ARC-Champion geworden, hätte man ihn nicht wegen einer kurzen Fahrt auf einem nicht legalen Streckenteil disqualifizieren müssen. Sein allradgetriebener Subaru Impreza GC8 gilt als bärenstarkes Auto – umso erstaunlicher ist es, dass mit Michael Kogler ein 2WD-Pilot zum großen Titelduell gegen den Ungarn antritt. Doch Kogler kann heuer auf eine ausgezeichnete Saison zurückblicken und fühlt sich in seiner „rasenden Werkzeugkiste“ pudelwohl. Fischer hat 186,44 ARC-Punkte auf dem Konto, bei Kogler sind es 181,80 Zähler. Der dri ttplatzierte Marvin Lamprecht (152,32) hat so gut wie keine Chance mehr, in das Titelduell einzugreifen, mehr zu ihm weiter unten.
Mit dem zweiradangetriebenen Citroen DS3 R3 baut sich Michael Kogler im österreichisch-ungarischen Titelduell der Austrian Rallye Challenge keinen Erwartungsdruck auf. Schließlich hat der Fischer-Subaru deutlich mehr PS unter der Haube und dessen Allradantrieb bringt dem Ungarn gerade in Dobersberg weitere Vorteile. Kogler erklärt: „Du musst bedenken, dass der Schotteranteil bei der Herbstrallye sehr hoch ist – und auf Schotter hast du naturgemäß wenig Chancen gegen ein Allradauto.“
Gleichstand in der NÖ Rally Trophy: Kogler vs Fischerlehner
Während er im ARC-Duell als „2WD-David“ gegen einen noch dazu PS-stärkeren „Allrad-Goliath“ aus eigener Kraft heraus wenig ausrichten kann, geht es für Michael Kogler auch um die Niederösterreich Rallye Trophy. Dort liegen er und Martin Fischerlehner mit je 50 Punkten gleichauf in Führung, mit jeweils 38 Zählern belegen Daniel Fischer und Roman Mühlberger gemeinsam den dritten Tabellenrang. Die NÖ Rallye Trophy wird freilich erst bei der Waldviertel-Rallye entschieden, dennoch möchte Kogler „alles unternehmen, um mir am Ende diese Trophy holen zu können“.
Doch für Kogler wird das kommende Wochenende aus einem weiteren Grund zum Highlight, er fiebert den geschichtsträchtigen Sonderprüfungen der Herbstrallye Dobersberg entgegen: „Ich freue mich sehr auf die alten Pfade der Semperit-Rallye. Die kenne ich in der Form von Kindheitserinnerungen an die TV-Aufnahmen der Achtzigerjahre. Es wäre schön, wenn heuer genauso viele Zuschauer an die Strecken kommen würden, wie es damals der Fall war.“
ART: Duell der Oberösterreicher
In der Austrian Rallye Trophy für modernere Fahrzeuge sind sowohl Rigler und de facto auch Fischerlehner nicht mehr im Titelrennen. Mit Markus Steinbock führt dort jener Pilot die Tabelle an, der heuer als einziger sämtliche ART-Läufe absolviert hat.
Doch mit Peter Brandstätter, der wie Steinbock oder auch Fischerlehner einen Mitsubishi Lancer Evo V (auch als Carisma GT bekannt) pilotiert, hat noch ein weiterer Pilot Interesse an der Austrian Rallye Trophy angemeldet, ihm fehlen nur vier Punkte, die ART 2016 wird also in einem Duell der beiden Oberösterreicher entschieden.
Wenngleich der drittplatzierte Thomas Pyringer im unwahrscheinlichen Fall, dass sowohl Steinbock als auch Brandstätter ausfallen, Restchancen hätte. Und nur dann, wenn Steinbock, Brandstätter und auch Pyringer ausfallen sollten und er die Maximalpunkte holt, könnte sogar noch Fischerlehner die Trophy mit nachhause nehmen….
JARC & ORC:
In der Junior-ARC steht mit dem Jungtalent Marvin Lamprecht bereits der neue Champion fest. Er wird rund um Dobersberg natürlich trotzdem seinen Mitsubishi Lancer Evo III zünden, schließlich sammelt er auch Punkte für die ARC und den Österreichischen Rallye Cup der OSK, der ORC hält in Dobersberg wie erwähnt seinen vorletzten Saisonlauf ab.
Im ORC C1 kann sich der zurzeit viertplatzierte Gerry Pöschl gewaltig nach vorne katapultieren, denn auf den führenden Robert Zitta fehlen ihm lediglich elf Punkte, während der zweitplatzierte Peter Ölsinger und der drittplatzierte Krisztian Hideg in Dobersberg nicht am Start sind. So oder so darf Pöschl nach der Herbstrallye in Feierlaune sein, schließlich fährt er auf den legendären Semperit-Prüfungen seine 100. Rallye.
Im ORC C2 führt jener Martin Kalteis die Tabelle an, der zuletzt in Liezen mit dem fünften Platz sein bislang bestes Karriereergebnis einfahren konnte. Allerdings fehlen dem zweitplatzierten Daniel Fischer nur 13 Punkte, dahinter liegen Thomas Pyringer, Martin Fischerlehner, Roman Mühlberger und Marvin Lamprecht.
Alles möglich ist noch im ORC C3. Dort führt Alois Winklehner im Peugeot 206 RC mit 66 Punkten vor Markus Kroneder im Mitsubishi Lancer Evo V mit 55 Zählern sowie Christian Maier im VW Golf II GTI 16V mit 53 Punkten auf dem Konto. Ein Comeback gibt Stefan Reininger, der zuletzt vor drei Jahren einem Ford Capri die Sporen gab: Der Wiener wird bei der Herbstrallye einen Honda Integra Typ R pilotieren.
Den ORC C4 konnte sich Christoph Zellhofer, der Sohn von Max Zellhofer bereits in Liezen sichern – insgesamt sind rund zehn Teams in Dobersberg am Start, die noch Punkte für den C4 sammeln.
Aber auch in der neuen Klasse 9, welche für die M1 Rallye-Masters reserviert ist, sind gleich sechs Autos am Start, obwohl die erste Saison der Rallye-Masters bereits bei der Rallye Liezen zugunsten von Reini Sampl entschieden wurde.
71 Teams scharren in den Startlöchern – am Freitag, den 7. Oktober werden die Sonderprüfungen besichtigt, am Samstag, den 8. Oktober steigt das Grande Finale der ARC auf den geschichtsträchtigen Prüfungen der Semperit-Rallye.
> Nennliste Herbst Rallye Dobersberg 2016
Michael Noir Trawniczek
Pressedienst Herbst Rallye Dobersberg 2016 |